1939

22. August
Adolf Hitler erklärt in einer geheimen Ansprache vor Offizieren der Wehrmacht: „Dschingis Khan hat bewusst und leichten Herzens Millionen von Frauen und Kindern in den Tod getrieben, und die Geschichte sieht in ihm nur den großen Staatsgründer…Polen wird entvölkert und von Deutschen besiedelt werden.“

23. August
In Moskau wird der Hitler-Stalin-Pakt unterzeichnet, dessen geheimes Zusatzprotokoll die Teilung Polens und ganz Ostmitteleuropas in Einflusssphären vorsieht. Das Protokoll sieht auch Umsiedlungen der Volksdeutschen aus dem sowjetischen Einflussgebiet ins Reich vor.

1. September
Mit einem Luftangriff auf Wieluń an der Grenze zwischen Schlesien und dem Łódzer Land beginnt um 4.42 Uhr der Zweite Weltkrieg. Deutsche Bomber zerstören fast 3 [brak w oryginale: ¾?, uwaga tłumacza] der Stadt. Vom ersten Kriegstag an exekutieren die Deutschen in Polen Zivilisten.

2. September
Die Wehrmacht besetzt die Grenzstädte Wieluń und Wieruszów. In Wieruszów ermorden die Deutschen knapp 40 Menschen, in der Mehrzahl Juden.

3. September
Reinhard Heydrich, Chef der Sicherheitspolizei, gibt eine Verfügung über die „Sonderbehandlung” von Polen heraus. Damit waren Hinrichtungen ohne Gerichtsverfahren gemeint. Seit den ersten Kriegstagen werden Polen und Juden hingerichtet. In Gdynia werden die ersten Polen aus ihren Wohnungen geworfen.

4. September
Die Deutschen besetzen Kalisz, Krotoszyn, Leszno und Ostrów Wielkopolski. In Złoczew erschießen sie 200 Menschen.

8. September
Die Deutschen besetzen Łódź.

10. September
Die Deutschen besetzen Poznań.

12. September
Arthur Greiser, der bisherige Präsident des Danziger Senats, kommt nach Poznań.

13. September
Der erste polnische Priester, Teodor Dymek aus der Diözese Gniezno, wird ins Konzentrationslager Dachau eingeliefert.

21. September
Erste öffentliche Kundgebung der NSDAP in Poznań. Arthur Greiser erklärt, das „Posen ein Mustergau des Reiches“ werden solle. Die Deutschen würden dort die „Herren“ sein, die Polen die „Knechte“.

22. September
Reinhard Heydrich formuliert den Plan, östlich von Krakau ein Judenreservat einzurichten. Auch informiert er den Oberbefehlshaber der Wehrmacht, das die Polen im sowjetischen Teil des Landes „nach und nach nach Osten abgeschoben” würden. Am selben Tag exekutiert die Polizei in Świerkówiec bei Mogilno 22 Polen und weitere 9 im Gefängnis in Rawicz. In Konin werden zwei polnische Geiseln erschossen. In Turek treiben die Deutschen eine Gruppe von Juden in die Synagoge und zünden diese anschließend an. Solche Verbrechen geschehen fast täglich.

28. September
Unterzeichnung eines Zusatzprotokolls zum Hitler-Stalin-Pakt, das die deutsch-sowjetische Grenze in Polen festlegt und den Transfer der volksdeutschen Bevölkerung aus der sowjetischen Einflusssphäre vorsieht.

4. Oktober
Die deutschen Behörden schließen die Kathedrale in Poznań und erklären sie zum Vorratslager.

6. Oktober
Reichstagsrede Hitlers. Er proklamiert eine Politik der Umsiedlungen in Osteuropa, um die Nationalitäten räumlich voneinander zu trennen und so die Quelle von Konflikten zu beseitigen. Die Rede ist die Ankündigung der Deportation polnischer Bürger aus den westlichen Gebieten Polens.

7. Oktober
Heinrich Himmler wird zum „Reichskommissar für die Festigung des deutschen Volkstums” ernannt. Als solcher ist er in der Folgezeit verantwortlich für die Deportationen polnischer Bürger.

8. Oktober
Die Eingliederung der Westgebiete Polens mit Poznań und der Region Großpolen ins Deutsche Reich zum 1. November wird offiziell verkündet. Der genaue Grenzverlauf bleibt zunächst offen. Letztlich wird die Ostgrenze des Reiches östlich von Kutno verlaufen.

10. Oktober
Die Wehrmacht übergibt das Gefängnis im Fort VII in Poznań an die Sicherheitspolizei.

12. Oktober
Beginn der organisierten Deportationen aus Gdynia (aus dem Stadtteil Orłowo). Sie treffen allein im Oktober 12.000 polnische Bürger, 38.000 weitere fliehen aus der Stadt, weitere 20.000 werden 1940 deportiert.

18. Oktober
Die ersten Transporte mit Deutschen aus Lettland treffen in Gdynia ein. Gleichzeitig beginnen die Transporte von Juden aus Österreich und Böhmen ins besetzte Polen, wo ein „Judenreservat“ entstehen soll. Der Nazihistoriker Theodor Schieder verfasst eine Denkschrift über die Perspektiven der Eindeutschung der Westgebiete Polens. Er postuliert, dass eine „intensive Migration” der Polen aus den ans Reich angegliederten Gebieten nach „Restpolen” (d.h. ins Generalgouvernement) erst möglich sein werde, wenn „das Judentum“ aus den polnischen Städten „herausgenommen“ werde. In der Tat war es später oft so, dass Polen vertrieben wurden, um Platz für Deutsche zu schaffen, und Juden, um Platz für Polen zu schaffen. In Poznań beginnt der Abriss des an die polnische Unabhängigkeit erinnernden Herz-Jesu-Denkmals. Polen und Juden wird der Besitz von Radios verboten.

19. Oktober
Bildung der „Haupttreuhandstelle Ost”. Ihre wichtigste Aufgabe ist die Einziehung polnischer Vermögenswerte in den ins Reich eingegliederten Gebieten.

20. Oktober
Die Reihe der deutschen Verbrechen setzt sich fort. In den nächsten Tagen erschießen deutsche Polizeieinheiten im Rahmen der „Liquidierung der polnischen Führungsschicht“ allein in Großpolen 28 Menschen in Środa, 27 in Kostrzyn, 19 in Śrem, je 15 in Kórnik und Mosina und 12 in Książ Wielkopolski. Die physische Liquidierung der Eliten dauert den ganzen Herbst 1939 über an und trifft in den ins Reich eingegliederten Gebieten etwa 20.000 Menschen.

Ab dem 20. Oktober
In den Wäldern bei Piaśnica bei Wejherowo (Berent) beginnen Massenerschießungen, die sich bis ins Frühjahr 1940 hinziehen. Ihnen fallen über 10.000 polnische Bürger (hauptsächlich aus Gdynia) sowie aus Deutschland herantransportierte politische Gefangene zum Opfer.

26. Oktober
Hans Frank übernimmt den Posten des Leiters des Generalgouvernements mit Sitz auf der ehemaligen Königsburg Wawel in Krakau.

1. November
Arthur Greiser verbietet jede Art von Gottesdiensten zu Allerheiligen. Die ersten deutschen Übersiedler aus dem Baltikum treffen in Poznań ein.

2. November
Arthur Greiser übernimmt offiziell das Amt des Gauleiters und Reichsstatthalters in Poznań. Vom 2.-5. November werden in vielen Städten Großpolens „Nationalsozialistische Tage” veranstaltet. Die Deutschen feiern die „Heimkehr der wiedererlangten Ostgebiete ins Reich”.

4. November
Feierliche Kundgebung in Środa Wielkopolska, der Geburtsstadt Arthur Greisers. Er erklärt: „Kein König hatte eine solche Macht wie ich“.

5. November
Beginn der systematischen Enteignung und Vertreibung der Polen in Poznań und Großpolen. Die Vertreibung erfolgt, um Wohnraum für aus dem Baltikum umgesiedelte sowie aus dem Reich zuziehende Deutsche zu beschaffen. In der Posener Straße Główna entsteht ein Durchgangslager für zu vertreibende Polen. Anfangs werden auch Juden aus Großpolen über dieses Lager ins Generalgouvernement vertrieben. Das Lager in Główna wird bis Mai 1940 betrieben; über 30.000 polnische Vertriebene haben es durchlaufen. Insgesamt entstanden in Großpolen, dem Łódzer Land, Pommern und Westpreußen, dem nördlichen Masowien und in Oberschlesien mehrere Dutzend solcher Durchgangslager für zu vertreibende polnische Bürger.

Gleichzeitig finden vom 2.-5. November in Poznań Nazifeierlichkeiten anlässlich der „Heimkehr” Poznańs ins Reich und der Übernahme des Amts des Reichsstatthalters durch Arthur Greiser statt. Der neugebildete „Reichsgau Wartheland“ umfasst die Regionen Großpolen, Teile Kujawiens bis nach Inowrocław und Włocławek sowie einen Teil des Łódzer Landes einschließlich der Stadt selbst. Er wird zum flächenmäßig größten Gau Nazideutschlands.

7. November
Der Reichsstatthalter verbietet Eheschließungen zwischen Polen und Deutschen sowie zwischen Juden und Polen sowie Deutschen.

Vom 7. November bis zum 15. Dezember werden aus Lettland über die Häfen des inzwischen von den Deutschen in Gotenhafen umbenannten Gdynia, Stettins und Swinemündes insgesamt 48.868 Deutsche umgesiedelt. Die meisten von ihnen werden nach kurzem Aufenthalt in Übergangslagern in Häusern und Wohnungen untergebracht, die von aus dem Warthegau ins Generalgouvernement abtransportierten Polen „geräumt“ wurden.

14. November
Reichsstatthalter Arthur Greiser ordnet an, dass die Juden gelbe Armbinden mit einer Breite von 10 cm tragen müssen.

20. November
In der Markthalle von Kalisz treiben die Deutschen etwa 10.000 Juden zusammen, die anschließend ins Generalgouvernement deportiert werden.

6. Dezember
Weitere Vertreibungstransporte aus Poznań und Żnin.

7. Dezember
Beginn der Ermordung der Patienten der Anstalt für geistig Behinderte in Dziekanka bei Gniezno. Die Morde an insgesamt 1044 Personen gehen bis zum 12. Januar 1940 weiter. Ein Teil der geistig Behinderten wird in der Gaskammer des Forts VII in Poznań ermordet.

9. Dezember
4000 weitere Polen werden aus Poznań abtransportiert.

12. Dezember
In einem der Räume des Forts VII werden Patienten der psychiatrischen Kliniken Großpolens mit Kohlenmonoid ermordet. An diesem Tag inspiziert Heinrich Himmler die im Fort VII eingerichtete Gaskammer. Sie ist die erste Gaskammer des Dritten Reiches.

13. Dezember
Bei einem Besuch in Łódź erklärt Heinrich Himmler vor Untergebenen: „Ich werde nicht zulassen, dass sich im neu zu besiedelnden Osten der mongolische Typ entwickelt. Ich will hier eine blonde Provinz schaffen.“

17. Dezember
Innerhalb von sechs Wochen haben die deutschen Behörden 87.789 Personen aus dem Reichsgau Wartheland ins Generalgouvernement vertrieben.

19. Dezember
Heydrich ernennt Adolf Eichmann zum „Sonderreferenten” für die „Säuberung der Ostprovinzen”.

21. Dezember
Arthur Greiser ordnet an, aus dem öffentlichen Raum alle Denkmäler und Figuren mit religiöser Aussage zu entfernen.

22. Dezember
In Pabianice bei Łódź trifft der erste Transport mit Deutschen aus Wolhynien ein.

23. Dezember
Der erste Zug mit Deutschen aus Wolhynien trifft in Łódź ein.