Arthur Karl Greiser

greiserArthur Karl Greiser (geboren am 22. Januar 1897 in Środa Wielkopolska, gestorben am 21. Juli 1946), Reichsstatthalter und Gauleiter von Posen in den Jahren 1939-1945. Wichtigster Akteur der nazistischen Politik im besetzten Großpolen und den ans Reich angeschlossenen Teilen des Łódzer Landes. Nach einer längeren Krankheit fand er keine Arbeit mehr, versuchte sich erfolglos als Kaufmann. Anschließend Gelegenheitsarbeiten wie das Herumfahren von Touristen in einem gemieteten Motorboot im Danziger Hafen im Sommer und das Schleppen von Schiffen im Winter. Eintritt in die NSDAP 1929. Wegen seiner Rednergabe gewann er Ansehen innerhalb der Partei. 1934 wurde er Präsident des Danziger Senats, also Oberhaupt der Freien Stadt Danzig. Nach Kriegsbeginn 1939 wollte er in der Marine dienen, aber Adolf Hitler entschied, dass er den mit absoluter Macht ausgestatteten Posten des Reichsstatthalters des Warthegaus mit Sitz in Posen übernehmen sollte. „Kein Fürst und kein König hatte eine solche Macht wie ich”, sagte Greiser in seiner Ansprache vom 5. November 1939 vor den Deutschen seiner Geburtsstadt. In dieser Rede legte er die wichtigsten Punkte seines Vernichtungsprogramms gegenüber der polnischen Bevölkerung dar; am nächsten Tag entwickelte er dieses Programm in seiner Antrittsrede als Reichsstatthalter in Posen.

Die Lebensbedingungen, die Greiser der polnischen Bevölkerung des Warthegaus bereitete, waren noch schwerer und repressiver als die Bedingungen, unter die die polnische Bevölkerung des Generalgouvernements gesetzt wurde. Polen wurden zur Sklavenarbeit herangezogen, fast alle Kirchen wurden geschlossen, die Lebensmittelversorgung wurde auf Hungerrationen herabgesetzt. Greiser verfolgte das Ziel einer vollständigen Eindeutschung Großpolens, das ein integraler Teil des Dritten Reiches werden sollte. Dieses Ziel sollte mit mehreren Mitteln erreicht werden:
– physische Vernichtung, die insbesondere die polnischen Eliten im breitesten Sinne betraf;
– Deportation eines großen Teils der Bevölkerung ins Generalgouvernement, um Platz für die Ansiedlung von Deutschen zu schaffen, die aus verschiedenen Teilen Europas, insbesondere dem sowjetischen Machtbereich, in den Warthegau geholt wurden;
– Gewinnung „deutschen Blutes“ durch die Einschreibung des „eindeutschungsfähigen” Teils der Bevölkerung in die sogenannte „Deutsche Volksliste“;
– Verschleppungen zur Zwangsarbeit ins Reich.

Dringendstes und vorrangiges Ziel der „Volkstumspolitik” war für die Nazis die „Entjudung” des Warthegaus. Die Juden Großpolens wurden zunächst ins Generalgouvernement abgeschoben (ebenso wie Zehn- und später Hunderttausende ethnisch polnischer Bewohner Großpolens).
Die Behörden des Generalgouvernements protestierten allerdings mehrfach dagegen, dass in ihrem Gebiet die Juden des Warthegaus „abgeladen” werden sollten, da diese Deportationen für sie eine Menge organisatorischer Probleme mit sich brachten. So wurden die Abschiebungen vorübergehend gestoppt, und man begann, die Juden Großpolens in Ghettos sowie in Arbeitslagern unterzubringen, von denen es im Warthegau mehrere Dutzend gab. Das größte Ghetto entstand in Łódź (damals: Litzmannstadt). Im Dezember 1941 nahm Greiser in Absprache mit Heinrich Himmler das für die Juden Großpolens bestimmte Vernichtungslager in Chełmno nad Nerem in Betrieb. Von den Juden Großpolens hat nur einer von hundert überlebt. Arthur Greiser war in zweiter Ehe mit der Pianistin Maria Körfer verheiratet. Er hatte den Ehrgeiz, Posen zum kulturellen Zentrum des „deutschen Ostens“ zu machen. Das Wartheland sollte in jeder Hinsicht ein sogenannter „Mustergau“ werden. 1945 wurde Greiser von amerikanischen Truppen verhaftet und an Polen ausgeliefert. Am 21. Juli 1946 wurde Greiser am Hang der Posener Zitadelle erhängt. Es war die letzte öffentliche Hinrichtung in Polen.