1943

8. Januar
Im Fort VII werden 30 Personen hingerichtet, die im Zusammenhang mit der Aufdeckung des von Franciszek Witaszek geleiteten Vergeltungsbundes festgenommen worden waren. 47 Angehörige dieser Personen werden von der Gestapo in Konzentrationslager verschickt.

15. Januar
In Poznań verhaftet die Gestapo Halina Witaszkowa, die Ehefrau von Franciszek Witaszek, des Leiters der Sabotagegruppe „Vergeltungsbund”.

29. Januar
Die Gestapo verhaftet in Mosina 46 Angehörige der seit 1940 tätigen Untergrundgruppe „Bund des Weißen Adlers”.  .

13. Februar
Auf dem Posener Hauptbahnhof kontrolliert die Polizei das Gepäck polnischer Reisender und konfisziert 6 kg Schmalz, 11 Liter selbstgebrannten Schnaps, 15 Schachteln Zigaretten, 3,5 kg Fleisch, 42 kg Weizenmehl und 2 neue Garnituren Damenwäsche.

11. April
Greiser verpflichtet sich gegenüber Himmler, im Warthegau mindestens 50.000 Schwarzmeerdeutsche anzusiedeln.

14. April
Der in Posen erscheinende „Ostdeutsche Beobachter” berichtet über die Entdeckung von Massengräbern polnischer Offiziere in Katyń bei Smolensk. Die deutsche Presse im Warthegau bringt mehrere Tage lang ausführliche Berichte über die Grabungen im Wald von Katyń.

17. April
Im Auftrag Greisers begibt sich eine mehrköpfige Gruppe von Polen aus dem Warthegau mit einem Sonderflugzeug nach Katyń, um die Gräber der polnischen Offiziere in Augenschein zu nehmen.

5. Juni
Die Gestapo verlegt 251 Gefangene aus dem Fort VII ins Zwangsarbeitslager Żabikowo, das an diesem Tag den Betrieb aufnimmt.

1. Juli
Die polnische Untergrundzeitschrift „Biuletyn Zachodni. Informacje z Ziem Zachodnich i Powracających” [Bulletin aus dem Westen. Informationen aus dem künftig wieder zu Polen zurückkehrenden Westen], die in Warschau erscheint und in den Warthegau eingeschmuggelt wird, vergleicht die Situation im Generalgouvernement mit der in den ins Reich eingegliederten Gebieten:
„Hier [d.h. im GG] wird die polnische Sprache in Haus und Kirche, auf der Straße, bei der Arbeit und im Verkehr mit Behörden ungehindert verwendet. Polnische Bücher, wie selten sie auch geworden sein mögen und wie schäbig sie heute aussehen, schmücken die Schaufenster der Buchhandlungen, füllen die Regale der öffentlichen Lesesäle und werden ohne Bedenken in Privatwohnungen, in der Straßenbahn und im Park gelesen. Die Theater stehen zwar im Dienste der Besatzer und ihrer Handlanger, aber von ihren Brettern erklingen polnische Worte…Polnische Sinfonieorchester spielen unter polnischen Dirigenten vor polnischem Publikum Werke polnischer Komponisten wie Chopin, Moniuszko, Karłowicz oder Szymanowski … In den Westgebieten dagegen haben polnische Bücher seit langem ihr Existenzrecht verloren und werden im Gegenteil zu belastenden Beweisen. Buchhandlungen gibt es, aber ohne polnischsprachige Bücher. Lesesäle sind überhaupt verschwunden. Museen und Ausstellungen? Auch sie gibt es, aber nur für Deutsche und mit deutschen Exponaten. Auch das Musikleben richtet sich ausschließlich an die Deutschen. Werke polnischer Komponisten wie Chopin oder Karłowicz stehen unter strengstem Aufführungsverbot. Selbst Schallplatten können Polen nicht mehr hören, weil man sie ihnen ebenso weggenommen hat wie Plattenspieler und Grammophone. Wenn man für das Singen eines polnischen Liedes nur verprügelt wird und nicht ins Arbeitslager geschickt wird, kann man von Glück reden…“.

17. Juli
Die Behörden des Warthegaus widmen weitere acht Kirchen in Getreidespeicher um.

30. Juli
Der SD berichtet, dass die Gestapo auf dem Bahnhof Kutno in einem Zug eine Kurierin des polnischen Untergrunds verhaftet habe, die in einem Koffer mit doppeltem Boden gefälschte Lebensmittelkarten über 23,55 kg Fleisch, 2.565 kg Butter und 10 kg Brot sowie 400 Reichsmark in bar transportiert habe.

2. August
Himmler ordnet an, alle im Warthegau in Lagern inhaftierten Juden mit Ausnahme der Bewohner des Ghettos in Łódź zu liquidieren.

19. August
Die Polizei nimmt 7 Polen fest, die ohne entsprechende Genehmigung Fahrräder benutzt hatten.

13. September
Die Polizei veranstaltet eine massive Durchsuchungsaktion in polnischen Wohnungen in den Ortschaften Mogilno, Strzelno, Wylatowo und Trzemeszno.

4. Oktober
Heinrich Himmler spricht in Poznań vor den Gruppenführern der SS und führt u.a. aus:

„Es gehört zu den Dingen, die man leicht ausspricht. – “Das jüdische Volk wird
ausgerottet”, sagt ein jeder Parteigenosse, “ganz klar, steht in unserem Programm,
Ausschaltung der Juden, Ausrottung, machen wir.” Und dann kommen sie alle an,
die braven 80 Millionen Deutschen, und jeder hat seinen anständigen Juden. Es ist ja
klar, die anderen sind Schweine, aber dieser eine ist ein prima Jude. Von allen, die
so reden, hat keiner zugesehen, keiner hat es durchgestanden. Von Euch werden
die meisten wissen, was es heißt, wenn 100 Leichen beisammen liegen, wenn 500
daliegen oder wenn 1000 daliegen. Dies durchgehalten zu haben, und dabei –
abgesehen von Ausnahmen menschlicher Schwächen – anständig geblieben zu
sein, das hat uns hart gemacht.“

13. Oktober
Im Gefängnis von Rawicz erhängen die Deutschen 13 Polen.

19. November
Der Kommandant des Lagers in Żabikowo, Reinhold Hans Walter, erschießt die Ordensfrau Maria Wiśniewska, eine inhaftierte Kurierin der Heimatarmee, für das Organisieren eines gemeinsamen Rosenkranzgebets.

16. Dezember
In Poznań werden 12 Personen für den Anschlag des „Vergeltungsbundes” auf die Militärlager im Posener Flusshafen im Rahmen der „Aktion Bollwerk” (vgl. Eintrag zum 21. Februar 1942) mit dem Fallbeil hingerichtet.