Adolf Eichmann

eichmannAdolf Eichmann (* 19. März 1906 in Solingen; † 31. Mai 1962 in Ramla bei Tel Aviv) – Sohn eines Buchhalters, geboren im Rheinland, aber in seiner Kindheit zog die Familie nach Österreich um. Kein Schulabschluss, wurde Vertreter der amerikanischen Vacuum Oil Company. 1932 Eintritt in die NSDAP, Umzug nach Deutschland und Beitritt zur SS. 1935 Versetzung in die Abteilung SD (Sicherheitsdienst der SS) mit Zuständigkeit für jüdische Angelegenheiten. Seit diesem Zeitpunkt gehörte Eichmann zu den aktivsten Organisatoren der „Endlösung der Judenfrage“ in allen ihren Phasen. Zunächst organisierte er die zwangsweise Emigration der Juden aus Wien und Prag und nach deren Vorbild die zwangsweise Ausweisung der Juden aus dem Reich (Reichszentrale für Jüdische Auswanderung im Reichsinnenministerium).

Nach Kriegsbeginn erweiterte sich sein Tätigkeitsbereich, er wurde Leiter des „Umsiedlungsreferats” der Gestapo. Sein Einfluss und seine Bedeutung gehen jedoch über die offiziell von ihm ausgeübte Funktion eines Referatsleiters hinaus. Er war gemeinsam mit Gestapochef Heinrich Müller Autor des Plans zur Aussiedlung sämtlicher im Deutschen Reich, Österreich und dem „Reichsprotektorat Böhmen und Mähren“  lebenden Juden ins Generalgouvernement in das sogenannte Judenreservat, das ursprünglich bei Nisko in der heutigen Wojewodschaft Karpatenvorland entstehen sollte und für das anschließend  ein Standort in der Gegend von Lublin vorgesehen war. Der Plan erwies sich als unausführbar, unter anderem wegen interner Widerstände aus der Verwaltung des Generalgouvernements. Eichmann nahm auch an der Ausarbeitung des Plans für ein gigantisches Ghetto aller europäischen Juden auf Madagaskar teil.

Eichmann nahm an der „Wannseekonferenz” teil, wo Vertreter mehrerer Ministerien und Behörden des Dritten Reiches eine „Ressortabstimmung” von Einzelheiten des Mordes an den europäischen Juden vornahmen. Eine der Hauptaufgaben Eichmanns war die Ablaufplanung des Transports der Juden aus dem gesamten deutsch besetzten Europa in die Vernichtungslager, damit die Züge regelmäßig und störungsfrei verkehren konnten. Er nahm nie direkt an einer Hinrichtung teil, obwohl er Zeuge einzelner Mordaktionen war. Eichmann war ein typischer Schreibtischtäter.

Nach dem Kriegsende versteckte sich Eichmann zunächst und floh dann nach Argentinien. 1960 wurde er dort vom israelischen Geheimdienst aufgespürt und nach Israel entführt, wo er in Jerusalem vor Gericht gestellt wurde. Sein Prozess, der in den Medien große Aufmerksamkeit fand, war die erste Konfrontation der  Weltöffentlichkeit mit dem Holocaust. Eichmann wurde zwar in erster Linie für seine Beteiligung am Mord an den europäischen Juden zur Verantwortung gezogen, aber die Anklage umfasste auch andere Verbrechen gegen die Menschheit. Punkt 9 der Anklageschrift im Kapitel „Verbrechen gegen die Menschheit” galt der „Deportation einer halben Million polnischer Zivilisten aus ihren Wohnorten mit der Absicht, an ihrer Stelle Deutsche anzusiedeln”. Eichmann wurde zum Tod durch den Strang verurteilt, seine Asche im Mittelmeer verstreut.