1941

1. Januar
Der Reichsstatthalter ordnet an, die wenigen noch in Gaststätten auftretenden polnischen Orchester durch deutsche Ensembles zu ersetzen.

9. Januar
In Poznań werden 12 Polen enthauptet, darunter eine Frau.

15. Januar
Die erste Nummer der neuen Monatszeitschrift „Wartheland. Zeitschrift für Aufbau und Kultur im Deutschen Osten” erscheint.

18. Januar
Die Gestapo nimmt den Tierarzt Stefan Piotrowski fest, einen der Organisatoren der im Untergrund tätigen Nationalen Partei.

24. Januar
Die Behörden des Warthegaus stellen fest, dass an katholischen Gottesdiensten für Polen auch uniformierte deutsche Beamte und Parteimitglieder der NSDAP teilnehmen, teilweise sogar mit angestecktem Parteiabzeichen. Sie erklären dies für „eines Deutschen unwürdig“ und ordnen an, dass die Sicherheitspolizei solches Verhalten künftig verfolgen solle.

28. Januar
In Poznań werden 16 Polen mit dem Fallbeil hingerichtet. Die Gestapo hat über 200 Mitglieder der im Untergrund tätigen Nationalen Partei festgenommen.

5. Februar
Beginn der dritten Aussiedlungswelle aus dem Warthegau. Sie verfehlt die angestrebten Ziele, unter anderem wegen fehlender Transportkapazitäten, da die Wehrmacht alle verfügbaren Waggons für die Vorbereitung des Angriffs auf die Sowjetunion benötigt. Daher werden nicht wie geplant 250.000 Polen vertrieben, sondern bis zum 15. März „nur“ 25.000.

7. Februar
Das Sondergericht Hohensalza (Inowrocław) verurteilt einen Baltendeutschen namens Ludwig Henning für die materielle Unterstützung einer Jüdin und für die Unterhaltung intimer Beziehungen zu ihr zu einem Jahr Gefängnis.

21. Februar
Die Polizei führt in Poznań Straßenrazzien durch, um Polen zu ergreifen, die in keinem Arbeitsverhältnis stehen.

28. Februar
Im Posener Gefängnis an der ul. Młyńska warten zu diesem Stichtag 172 Häftlinge auf die Vollstreckung ihres Todesurteils..
Die Zentralstelle für Übersiedlungsfragen in Łódź teilt mit, dass sie allein im Februar 1941 bei Polen, die in Durchgangslagern untergebracht sind, 40.000 Reichsmark sowie Gold und Schmuckstücke im Wert von fast 50.000 Reichsmark konfisziert hat.
Der Umsiedlungsstab der SS im Warthegau tagt in Poznań. Die SS-Funktionäre äußern die Sorge, dass „angesichts der immer größeren Schwierigkeiten bei der Umsiedlungsaktion von Polen ins GG“ damit zu rechnen sei, dass „für absehbare Zeit“ weiterhin Polen im Warthegau ansässig sein werden.

1.März
In Kalisz verhaftet die Gestapo sämtliche Franziskanermönche.

12. März
In Poznań entdeckt die Gestapo die geheime Funkstation und den Vervielfältigungsapparat der Nationalen Partei.

15. März
Zwischen dem 13. und dem 15. März transportiert die Polizei etwa 600 Patienten aus der psychiatrischen Anstalt Kochanówka bei Łódź ab. Alle werden ermordet.

18. März
Im Rahmen der „Ostdeutschen Kulturtage” besucht Reichsminister Joseph Goebbels Poznań. Bei der Gelegenheit wird das „Reichsgautheater“ mit zwei Bühnen eröffnet: dem Großen Haus im Gebäude der Oper und dem Kleinen Haus im Gebäude des Polnischen Theaters.

6. April
Deutscher Überfall auf Jugoslawien und Griechenland.

12. April
Die Gestapo nimmt etwa 80 Mitglieder der im Winter 1939/40 in Gostyń entstandenen Untergrundorganisation „Schwarze Legion” fest.

13. April
In der Wohnung der Familie Szafarkiewicz in Poznań findet ein geheimes Konzert statt, an dem u.a. Gertruda Konatkowska mitwirkt.

15. April
In Kazimierz Biskupi erschießt die Polizei mindestens einige hundert Juden aus verschiedenen Ortschaften des Warthegaus.

16. April
Ein Sondergericht verurteilt 9 Polen für das illegale Abhören ausländischer Sender zu Zuchthausstrafen zwischen 2 und 10 Jahren.

20. April
Die deutschen Behörden eröffnen die „Reichsuniversität Posen”.

24. April
Greiser verbietet ausdrücklich die Teilnahme von Deutschen an Gottesdiensten für Polen. Bei Zuwiderhandlung droht die Einweisung in ein Konzentrationslager.

27. April
In Inowrocław (damals: Hohensalza) bezahlen 117 Polen Bußgelder für das Ignorieren der Grußpflicht gegenüber Deutschen.

1. Mai
Im städtischen Stadion in Poznań wird ein Arbeitslager für Juden eröffnet. Etwa 1000 Personen werden dort festgehalten. Das Lager war die Zentralstelle für 11 kleinere Arbeitslager für Juden in Poznań und Umgebung.

3. Mai
Die Gestapo nimmt den katholischen Priester Józef Prądzyński fest, den Mitbegründer der Untergrundorganisation „Ojczyzna” (Vaterland) und Mitorganisator des Büros des Delegierten der polnischen Exilregierung in Poznań.

9. Mai
Aus dem katholischen Waisenhaus in Pleszew entführt die Gestapo 58 polnische Kinder.

27. Mai
Die deutschen Behörden des Warthegaus verbieten polnischen Geistlichen die Seelsorge für Deutsche.

9. Juni
Die Morde in den psychiatrischen Anstalten des Warthegaus gehen in die nächste Runde. 58 Patienten der Anstalt in Gostynin werden in Gaswagen ermordet. Wenig später werden 82 Patienten der Anstalt in Warta, 150 aus Kochanówka bei Łódź und 158 aus Dziekanka bei Gniezno umgebracht.

18. Juni
Der Höhere SS- und Polizeiführer im Warthegau suspendiert den aus Ostpreußen stammenden Polizisten Adolf Janowski vom Dienst, weil er privaten Umgang mit einer polnischen Familie gepflegt hatte.

22. Juni
Deutscher Angriff auf die Sowjetunion.

12. Juli
An der Eisenbahnlinie von Antoninek nach Swarzędz bei Poznań entsteht ein Arbeitslager für Juden. In ihm werden etwa 1200 Personen festgehalten.

15. Juli
Prof. Konrad Meyer, Chef der Planungsabteilung im Reichskommissariat für die Stärkung deutschen Volkstums, legt eine neue Version des Generalplans Ost vor. Er sieht vor, nach siegreicher Beendigung des Krieges über 30 Millionen Menschen umzusiedeln.

16. Juli
Der Chef der Umsiedlungszentrale in Poznań, Hoeppner, berichtet an seinen Vorgesetzten Adolf Eichmann, dass die mit den jüdischen Angelegenheiten im Warthegau befasste Arbeitsgruppe zu der Überzeugung gekommen sei, dass es angesichts der im kommenden Winter zu erwartenden Versorgungsschwierigkeiten angebracht wäre, „arbeitsunfähige Juden“ „mit einem schnell wirkenden Mittel zu erledigen“.

26. Juli
Die Gestapo nimmt Adolf Bniński, den Delegierten der polnischen Exilregierung für Westpolen, fest.

28. Juli
Der Chef der Umsiedlungszentrale in Łódź, Krumey, notiert in einem Vermerk, dass zwar auf Verlangen der Wehrmacht im Zusammenhang mit der Situation im Osten die Aussiedlung der polnischen Bevölkerung ins Generalgouvernement gestoppt worden sei, dass aber nach wie vor 5.000 Polen in Durchgangslagern hausten. Ziel sei, Platz für Deutsche aus Bessarabien und der Bukowina zu schaffen, die noch auf Unterbringung warteten. „Der Zeitpunkt, zu dem die Transportsperre aufgehoben wird und der Eisenbahnverkehr mit dem Generalgouvernement wieder aufgenommen werden kann, wurde durch die zuständigen Stellen nicht einmal ungefähr genannt.”

3. August
Im Rahmen einer illegalen Fußballmeisterschaft der Stadt Poznań besiegt KS (Sportverein) Wilda KS Strzelecka 5:1, während KS Dębiec mit KS Górczyn 3:3 spielte.

9. August
Der Reichsstatthalter verbietet Produzenten und Händlern, an Polen Obst zu verkaufen. Gleichzeitig verbietet er den Erwerb von Obst durch die polnische Bevölkerung.

10. September
Greiser erlässt eine Verfügung, die für Eheschließungen zwischen Polen für Männer ein Mindestalter von 28 Jahren festlegt, für Frauen von 25 Jahren.

7. Oktober
In Poznań werden 11 Polen mit dem Fallbeil hingerichtet. Im Regierungsbezirk Łódź hat die Gestapo vom 5.-7. Oktober 350 katholische Geistliche festgenommen, im Regierungsbezirk Poznań 123 und im Regierungsbezirk Inowrocław 101.

12. Oktober
In Biernatki schließt die Polizei eine drei Tage andauernde Hinrichtungswelle ab, in der 125 aus Kalisz herangeschaffte Juden umgebracht wurden.

23. Oktober
In Poznań wird die Ausstellung „Planung und Aufbau im Osten” eröffnet.

7. November
Greiser antwortet auf eine Beschwerde des Wiener Theologen Prof. Dr. Gustav Entz wegen der Zerstörung christlicher Symbole im Warthegau: „Der Führer hat mich nicht hierhergeschickt, um…vergilbte Heiligenbildchen zu schützen, sondern um hier ein deutsches Land der Zukunft zu schaffen.“

8. Dezember
In Chełmno nad Nerem (Kulhmhof) beginnen die Deutschen mit der massenhaften Ermordung von Juden durch Gas.

28. Dezember
In Ostrów Wielkopolski nimmt die Polizei auf offener Straße Polinnen Pelzmäntel und Muffs ab.